Donnerstag, 18. Juni 2015

Mistkäfer


©Axel Rheineck


Geotrupes ist mein Name,
ja, da staunste, wie?
Für Mistkäfer macht ihr keine Reklame.
Schon das Wort ist bei euch Blasphemie!

Wenn ich auch nur Käfer bin,
ich leiste eine Menge.
Bohre fleißig vor mich hin
Höhlen, Schächte und Gänge.

Wenn’s Abend wird im Ackerland,
brumm ich knapp über dem Boden
und träume von Liebe und Ehestand
und ähnlichen Episoden.

Glänzt da was Weibliches tief schwarzblau? -
Ei, das wär was zum Kopulieren.
Ich lade mir diese Käferfrau
gleich mal ein zum Kot soupieren.

Hätt‘ ich mein Püppchen stimuliert,
wir verfielen der Liebe Zwängen,
dann bohrten wir Gänge garantiert
von gut zwanzig Körperlängen.

Tatsächlich schlief ich der Liebsten bei. -
Sie war mir gerne zu Willen. -
Jetzt legt sie begeistert Ei für Ei,
und ich form‘ inzwischen Pillen.

Die knete ich aus Exkrement,
um nicht zu sagen aus Kacke.
Ihr Menschen seid da ein wenig gehemmt,
obwohl ich doch Naschwerk backe.

Das packen wir später mit jedem Ei
ins Kinderzimmersystem.
Und Gänge, die noch plillenfrei,
verstopf‘ ich mit Kot und Lehm.

Dann lehn‘ ich mich entspannt zurück
und warte – dem Schicksal ergeben –
ein Jahr lang auf Larven-Mistkäferglück.
Ja so, Leute, so ist das Leben.

 












Dienstag, 16. Juni 2015

Fred, die Mücke


©Axel Rheineck



Ich jucke hier, ich jucke da,
ich jucke in der Ferne,
mein Herz hüpft munter, tralala,
sticht in den Himmel Sterne.

Ich bin der Fred, der King der Mücken,
mir ist nach Blut und Schweiß,
mich packt ein seliges Entzücken
bei Achselnässe, feuchtem Steiß.

Blutrünstig nenn’ ich mein Gefühl,
wenn’s Barometer fällt. -
Es wird heut’ drückend, heiß und schwül.
Ja, das ist meine Welt!

Der Mensch ist bei dem Wetter schwach. -
Ich liebe Juckgefühle.
Bin auf dem Weg und bin hellwach,
im Rucksack die Kanüle. -

Da staut in lila Ader Blut!
Ich setz’ den Piekser an.
Das tut jetzt dem Proband nicht gut,
ich glaube, der gerät in Wut, -
ich setz’ zum Absprung an.

Was soll denn das??? – Zack, zack, klatsch, klatsch!
Das Stichwerk unerledigt;
und Fred, die Mücke, blut’ger Matsch. --
Man sprech’ ihm eine Predigt.

Katzenlied


©Axel Rheineck



Bin Miau, die satte Katz,
schwöre ab die Mausehatz,
allerdings, ihr müsst verstehn’,
erst nachdem….  nachdem….nachdem….

Ja, ich weiß, für Mäusemorden
gibt es keine Mäuseorden,
doch ein flottes Mausetier
weckt in mir die Mausegier.

So leg’ ich vor das Mauseloch
besten Speck vom Mäusekoch
und zum Nachtisch Roquefort Käse
und ein Klätschchen Majonäse.

Nun, was kann ich denn dafür,
hinter jener Mauslochtür
hör’ ich schon ein wildes Kratzen. –
Wo bleibt da die Angst vor Katzen?

Abstinent wär’ ich geworden.
Doch da lechzen sie in Horden! –
Gier und Leichtsinn, Appetit,
nur weil’s was zu Naschen gibt.

Da! – Keck aus dem Mausehaus
schnuppert schon ein Barthaar raus!
Da! – Jetzt zeigen unverfroren
sich zwei delikate Ohren!

Zisch! – Jetzt stürzt der Mauseleib
speckwärts, dass nichts übrig bleib’. –
Speck und Käse, Majonäse, –
Mauseglück, doch Mausmaläse.

Hier heißt Labsal und Genuss
Henkersmahlzeit. – Gleich ist Schluss.
Mäuschen, merkst nicht, abgelenkt,
dass dich gleich der Henker henkt.

Knirsch, macht’s in dem Mausgenick, –
mausfataler Augenblick!
Schwupp, jetzt werf’ ich dich nach oben,
schwupp, du darfst den Herren loben!

Jubilate! – Ein TeDeum,
und dann ab ins Maus-O-Leum !

Irrtum des Wetterfroschs



©Axel Rheineck



Ein Frosch, im Glase eingefangen,
versucht ins Freie zu gelangen.
Von seinem Fänger musst‘ er hören,
das Wetter würde ihn oft stören,
besonders wenn er ganz verwirrt
sich in der Freizeitplanung irrt.

Der Frosch, er weiß, des Menschen Wonne
ist Himmelblau  und warme Sonne.
So klettert er vermittels Leiter -
hier als des Menschen Gastarbeiter -
in Richtung Sonnenschein nach oben
und hofft, der Mensch, er wird ihn loben.

Doch es verdunkelt sich der Himmel.
Und dieser Mensch, der böse Lümmel,
setzt einen Deckel auf das Glas.
Zu Ende ist der Kletterspaß. -
Der Frosch, er hat sich wohl geirrt;
jetzt sitzt er da und ist verwirrt. 


 














Freitag, 12. Juni 2015

Vergesslich



©Axel Rheineck


Hörn’se mal her, - was machen Sie in meinem Bett? -
Ob ich Sie nett find‘, muss ich erst mal überlegen.
Nur weil ich Sie vor Jahren um Ihre Hand gebeten hätt‘,
müssten Sie mich heute hegen sowie pflegen?

Sie wissen doch, ich wickele die jungen Dinger,
sofern sie körperlich und geistig gut geraten sind,
um meine sehnig, zigmal dekorierten Finger
und flöte ihnen Liebesliedchen in den Wind.

Was heißt hier Kehlsack, Bierbauch, Hängebrust, -
mich haut so schnell kein Don Juan vom Hocker!
Fortwährend gärt in mir die still gepflegte Lust
auf Flirt und Kampf statt Kräutertee und Betablocker.

Dass ich bereits im Greisenalter wäre, wüsst’ ich nicht?
Auch nicht, dass wir uns seit Jahrzehnten duzen? –
Wenn’s mir, dem Göttergatten, an Erinnerung gebricht,
ich wollte Sie, - Dementi: Dich, - doch nur veruzen.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Gedanke auf Reisen


©Axel Rheineck


Ein kranker Gedanke fuhr mit der Bahn
von Leichlingen nach Turkmenistan.
Kaum hielt der Zug in Köln am Rhein,
gesellte sich ein Raucherbein
in sein gemütliches Abteil;
es roch nicht gut. Und eben weil
der Stank von Rauch und von Verwesung
nicht förderlich für die Genesung,
stieg er beim nächsten Bahnhof aus
und ging bedrückt doch erleichtert nach Haus.
Dort dachte er nach, der Gedanke, und
erholte sich wieder und wurde gesund,
fand Verbindung per Flugzeug im Katalog,
so dass er gedanklich nach Turkmenistan flog.

Unterwegs per Pedelec


©Axel Rheineck


Kannst 60, 70, 80 sein,
du meisterst Berge, Stock und Stein,
auch Pfützen, nasses Laub und Dreck
mit einem schmucken Pedelec.

Kaum kommt ein Hügel, schaltest du
den Antrieb in vier Stufen zu,
trittst fröhlich, locker und vital
mühelos flüssig ins Pedal,
grinst freundlich lächelnd und verstohlen
bei kinderleichtem Überholen
die an, die ohne Assistenz
vermiesen sich den Radlerlenz.

Ehrgeizgefurcht sind deren Mienen. –
Du magst die Pedelecturbinen,
belächelst die Verächtlichkeit
und denkst, die sind auch bald soweit,
denn ist dein E-Bike abgestellt,
bewundert es die Radlerwelt.

Dienstag, 9. Juni 2015

Sehnen


©Axel Rheineck

Kannst du nicht in Sonnenstrahlen
deine smarten Glieder aalen,
freu dich an dem Wunder Licht,
es erhellt dein Angesicht.

Überflute deine Glieder
mit den Wogen froher Lieder,
hauch dem Alter Jugend ein,
schrumpfe alle Sorgen klein.

Nenn als deine Referenz
jene Jahreszeit, den Lenz,
und mit Lachen und mit Scherzen
atmet Frühlingsluft im Herzen.

Kam Zufriedenheit abhanden,
freu dich, dass du wohl gestanden
und mit Frohsinn, Geist und List
wertvoll ausgestattet bist.

Statt der Sucht des Immermehr
sei ein Stillstandsvisionär;
denn im Kleid Genügsamkeit
macht sich Wohlbefinden breit. 

Richtfest


©Axel Rheineck


Kaum steht die Sonne mal am Himmel,
befreit man sich von Kruscht und Schimmel,
geleistet wird mit/ohne Nutz
der segensreiche Frühjahrsputz.

Und auch der sehnsuchtsvolle Garten
will einfach nicht mehr länger warten.
Ob Schaufel, Harke, Spaten, Besen, -
aus ihrem Wesen kann man lesen,
sie stehen da wie ein Gebot. -
Ein Faulpelz weiß, dass Arbeit droht.

Und stellt sich dann auch noch heraus,
es fehlt ein kleines Gartenhaus,
um die Geräte zu sortieren
muss man ein solches fabrizieren.

Im Internet kann man’s erklicken
und lässt sich dann das Häus’le schicken.
So kommt nach all der Wetterwut,
nun Sonnenschein mit Bretterflut.

Und nebenbei, ein alter Zopf,
der Laie hat das Brett vorm Kopf.
Deshalb ist Mithilfe vonnöten,
und sollt‘ der Laie auch erröten
montiert er brav ob Fichte, Zeder,
die Lattenwelt mit Nut und Feder.

Und steht es dann, das Gartenhaus,
verneigt er sich vor dem Applaus:
Ein Publikum steht schon Spalier,
beim Richtfest hilft ein Kasten Bier.

Friedliche Zeiten


©Axel Rheineck


Eine Lampe spricht zum Buch auf dem Tisch,
„Du wirkst ziemlich zugeklappt“.
„Und Du scheinst mir dunkel und nicht mehr ganz frisch,
hat man den Strom Dir verknappt?“

Da sagt ein Glas Wein, „man schenkte mich ein.
Gleich kommt eine nette Person.
Das wird ein frohes Beisammensein, -
hört Ihr, da kommt sie schon.“

Die Person geht zum Sessel und setzt sich ins Licht,
dann greift sie dem Buch in die Seiten,
trinkt auf Einsicht, Rücksicht und Zuversicht,
auf den Wein, auf das Buch, auf das künstliche Licht,
und genießt die friedlichen Zeiten.

Die obszöne Büroklammer


 ©Axel Rheineck


Vorname der Klammer ist Büro,
ich nenn‘ sie einfach „Klammer“,
denn sonst stimmt hier der Rhythmus nicht,
und das wär‘ ja ein Jammer.

Sie ist sehr stramm und fesch und schön,
jedwede Art Papier
beklammert sie derart obszön,
dass ich mich arg genier‘.

Vor keinem Blatte macht sie halt,
schmiegt sich an jedes ran,
das lässt meine Moral nicht kalt,
dass ich’s nicht dulden kann.

Ich biege ihre Schenkel krumm,
jetzt ist es aus mit Kosen. -
Doch andrerseits liegt sie sie dumm rum
und kriegt Klammerneurosen.

Ich richt‘ die Schenkel wieder her,
prompt hört sie auf zu jammern;
stürzt lüstern sich aufs Blättermeer,
um Blatt für Blatt zu klammern,

und ruft in ihrer Lüsternheit:
Was ich hier treibe, ist Gewinn,
doch dein Geschreibsel, - tut mir leid, -
ist ohne jeden Sinn.

Erdbeerzeit


 ©Axel Rheineck


Endlich scheint die Junisonne.
In mir glimmt der Erdbeerwahn
und die lang verdrängte Wonne
auf den Erdbeerspeiseplan.

Wasser läuft im Maul zusammen,
wenn ich nur an Erdbeer’n denk‘,
muss die Lust in mir entflammen
auf das rote Fruchtgeschenk.

Doch ich warte noch und sitze,
denn sie reifen nicht mehr nach,
warte noch auf Sonnenhitze,
und ich sage mir, gemach!

Schließlich reicht die satte Reife,
um die lüsternen Papillen,
wenn ich in mein Körbchen greife,
mit der Erdbeerlust zu stillen.

Saftig, fruchtig, süß verlockend,
dass die Augen ich verschließ‘,
bin entspannt am Tische hockend
ich im Erdbeerparadies.

Im Elysium zu glänzen,
kommt noch Sahne obendrauf,
Eiscreme muss ich noch ergänzen,
dass ich vor Verlangen schnauf. -

Nutzt die schöne Erdbeerzeit,
trinkt auf sie und ruft: Zum Wohle!
Und zum Erdbeerzeitgeleit
lockt prickelnd frische Erdbeerbowle!






Besuch beim Nashorn



Besuch beim Nashorn
oder
Unsinniges Leid 

 ©Axel Rheineck


Ein Nashorn stiert sein Nashorn an,
weil es nun mal nicht leiden kann,
dass es das Horn vielleicht verliert,
weil man dem Horne attestiert,
dass es die Libido forciert,
es dieserhalben abmontiert.

Es wird dann schließlich pulvrisiert,
dem Schwächelnden ins Glas gerührt,
sodann als Lustgetränk serviert,
bis dass der Kandidat frustriert
auf jenes kleine Teilchen stiert,
das klein bleibt, so, als ob er friert.  

Die Libido liegt weiter brach,
ein Kandidat beweint die Schmach;
traut sich nicht mehr ins Schlafgemach.
Nur hörte er, wie’s Nashorn sprach:
„Wem hift’s, dass man mich vorne brach,
ich weine meinem Horne nach.“