Dienstag, 9. Juni 2015

Die obszöne Büroklammer


 ©Axel Rheineck


Vorname der Klammer ist Büro,
ich nenn‘ sie einfach „Klammer“,
denn sonst stimmt hier der Rhythmus nicht,
und das wär‘ ja ein Jammer.

Sie ist sehr stramm und fesch und schön,
jedwede Art Papier
beklammert sie derart obszön,
dass ich mich arg genier‘.

Vor keinem Blatte macht sie halt,
schmiegt sich an jedes ran,
das lässt meine Moral nicht kalt,
dass ich’s nicht dulden kann.

Ich biege ihre Schenkel krumm,
jetzt ist es aus mit Kosen. -
Doch andrerseits liegt sie sie dumm rum
und kriegt Klammerneurosen.

Ich richt‘ die Schenkel wieder her,
prompt hört sie auf zu jammern;
stürzt lüstern sich aufs Blättermeer,
um Blatt für Blatt zu klammern,

und ruft in ihrer Lüsternheit:
Was ich hier treibe, ist Gewinn,
doch dein Geschreibsel, - tut mir leid, -
ist ohne jeden Sinn.

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