Sonntag, 16. April 2017

Orang-Utan im Zoo




©Axel Rheineck


Da sitz’ ich, Orang-Utan-Mann,
man kommt, mich zu bestaunen,
man provoziert und starrt mich an,
ob ich vielleicht auch lächeln kann,
gibt acht auf meine Launen.

Ihr Menschen nennt uns Menschenaffen,
ich  frag mich, was hier menschlich ist.
Tagtäglich müssen wir es schaffen,
durch dickes Glas das Menschengaffen
zu dulden wie ein Masochist.

Manchmal gibt es einen Blick
aus vertrauenstiefer Seele,
lieber Blick hin und rück,
den ich mir als kurzes Glück
für tristes Hiersein stehle.

Ich, der Orang-Utan-Mann,
verweile hier im Bau
schon ein halbes Leben lang. -
Ein Paradies? – Es macht mich bang,
mich Aff’, die arme Sau.




Mal ehrlich!



©Axel Rheineck
 
Ein Kleinod, das wir alle haben,
ist nicht materiell.
Die Zeit - als eine jener Gaben -
vergeht.  -  Im Alter schnell.

Kind, Jugend und Gestanden-Sein, -
der Schubladen gibt's viele.
Und dass Verfall nicht klebt wie Leim,
ist eines unsrer Ziele.

Als Kind will man erwachsen sein,
als alter Mensch piepjung.
So geht man Prophylaxen ein   
zur Alterslinderung.

Du spürst brutal die Gegenwart,
bejammerst, was vergangen.
Und was in Zukunft auf dich harrt,
soll hoch im Himmel hangen.

Dann plötzlich ist Futurum da,
kurz drauf auch schon vorbei. -
Und all das, eh‘ man sich's versah. -
So eine Schweinerei!

vermeintlich dichter



©Axel Rheineck

dem einen tut ein butterbrot,
dem andren dichter werden not.
und wenn in seinen dichterwirren
nur irrlichter sich wirr verirren,
er trotzdem nicht mehr dichter wird
weil ihn nur firlefanz umschwirrt,
dann knippst er aus sein dichterlicht
und freut sich endlich am verzicht
auf gaben, die er gar nicht hat
und zecht, säuft, frisst sich stoisch satt…