Mittwoch, 30. September 2015

Lichtblick

©Axel Rheineck

Wenn dich ein Vogelpiepen stört
und fröhliches Geläut,
dann hat die Seele sich verhört, -
was nur den Stumpfsinn freut.

Die Flügel sind dir eingefroren?
Im Herzen kalter Schauer?
Dir sei der Frohsinn neu geboren,
er liegt längst auf der Lauer.

Auch ist dein Gegner nicht die Zeit,
nur redlicher Begleiter,
mit ihr kommst du unendlich weit,
sie sei dir Freund nicht Streiter.

Den Abend scheut ja einer nur,
der Angst hat, dass die Zeit verfällt,
weil er die alte Lebensuhr
sich stets vors trübe Auge hält.

Dienstag, 29. September 2015

Wechsel der Jahreszeit

©Axel Rheineck

Der Sommer hat sich eben
ein langes Nachthemd angezogen,

wird sich nach sonnig heißem Leben
in seinen Winterschlaf begeben.
Die Jahrespflicht hat er famos vollzogen.

Der alte Herbst besteht jetzt auf Belohnung
mit seinem warmen Blättergold.
Doch gnadenlos zieht Kälte in die Wohnung,
der  Winter duldet keine Schonung,  
man spürt, wie seine kühle Miene grollt.

Wie er mit Sturm an bunten Blättern reißt
und gleichsam um sie zu verspotten
sie in die trocknen Stängel beißt,
sie auf den feuchten Boden schmeißt,
damit sie dort zu Tausenden verrotten.

Die Kinder toben in dem toten Laub.
Unschuldig ahnen sie Vergänglichkeit
und dass alljährlich dieser Raub
des Winters ist wie Blütenstaub
für all die Freuden unsrer Lebenszeit.

Montag, 28. September 2015

Die Nixe vom Bodensee

©Axel Rheineck

Ein Weib freut sich am Müßiggang,
beim Sonnenbad ist sie nicht bang.
So aalt sie sich am See im Moos
voll Glücksgefühl doch hüllenlos.

Beseelt schaut sie ins klare Nass,
wo Neptun ohne Unterlass
und auch nicht ohne Lüste
die Brüste gerne küsste.
Der Gott vom Busenbild benommen
ist rheinab mit ihm fort geschwommen.

Und als im fernen Amsterdam
ins Wasser blickt ein junger Mann,
spürt er ein wohliges Erschrecken,
ein nacktes Wesen scheint zu necken:
Wenn auch fragil jedoch grazil,
Undine schwimmt im Wellenspiel.


Mittwoch, 23. September 2015

Der Schmarotzer

©Axel Rheineck


Ihr heckt hier Kochrezepte aus? -
Kommt dabei auch was Gutes raus? -
Ich komme bloß, um zu probieren,
man freut sich ja am Konsumieren.

Und wenn es auch noch prima schmeckt,
dann gibt’s bestimmt ein Gläschen Sekt,
um damit kräftig anzustoßen
aufs Hauptgericht sowie auf Saucen, -
auf alles, was serviert ist. –

Und dass Applaus auch garantiert ist,
rufe ich eifrig ahh! und oh!
Was dann nicht schmeckt, das kommt ins Klo.

Eins sag' ich euch ganz unverhüllt,
ich bin von tiefem Dank erfüllt,
mit euch zusammen sein zu dürfen,
zu naschen, kosten und zu schlürfen.

Lehrgang Wohlbefinden

©Axel Rheineck


Heute geht es explizit ums Gemüt
und um einen Selbstversuch.
Wie man sich um sein Herz bemüht,
das finden Sie in keinem Buch.

Ich denke, manch einer hörte schon, -
in Launen kompetent, -
von jener Mundwinkelfunktion
mit Spiegeln als Hilfsinstrument.

Man grinst sich kurz im Spiegel an,
und schon wird die Laune besser.
Dann nervt das Handy, man geht sofort ran
und liefert die Laune ans Messer.

Die Spiegelmethode ist ja nicht schlecht,
doch man liegt mit sich selbst auf der Lauer.
Dem Gemütszustand wird man so nicht gerecht,
wir brauchen irgendetwas von Dauer.

Ich rate vehement zur Selbstdisziplin,
und zwar exakt 200 Tage.
Sie erleben umwälzende Synergien,
Also tun Sie, was ich jetzt sage.

In einem feinen Almanach
tragen Sie tagtäglich ein
nur Gegenteile von Ungemach,
nur Lächeln und Glück und Verzeih'n.

Und sind die 200 Tage rum,
dann haben Sie es geschafft.
Sie nehmen sich selber nichts mehr krumm,
Sie lesen von Glück, Lust und Gaudium,
und's Gemüt strotzt vor Freude und Kraft.

Der Schönheit wegen

©Axel Rheineck


Mein Gewicht sitzt mir im Nacken,
ach, wie ist mir alles schwer!
Es wird Zeit, mich zu entschlacken,
weniger wär' deutlich mehr.

Was ich futterte und soff, -
Zeit, dass ich was änder'
am Stoffwechsel durch Wechselstoff. -
Es steht hier im Kalender:

Was du begehrt hast und verzehrt,
wird abgespeckt und wird entleert.
Befreie dich von deinen Lasten,
mit Plörre und durch Fasten.

Schweinehaxen, Sahneschnitten,
mit dem Schlemmen ist's vorbei!
Oh, was hat der Bauch gelitten,
jetzt gibt's endlich Wasserbrei!

Hängt nach allzu vielen Wochen
Hungern, Fasten und Entgiften
schlappe Haut um manchen Knochen, -
ein Skalpell kann liften.

Verrücktes Glück

©Axel Rheineck


Verrückte Hirne durch Gekicher betrunken,
ihr seid der Menschen Belebung.
Macht und Mächte, erlogen, erstunken,
gegen euch hilft nichts als Vergebung.

Da saut der Nickel, da stänkert das Loch,
nur Humor kann drüber lachen,
pack, wenn's für solche dann doch
nicht reicht, schnell deine Siebensachen.

Der verrückte Spinner, der irre Sinner,
hoch begabt und so unterschätzt,
wie herzerfrischend ein lachender Winner,
wenn er das Witzmesser wetzt;

der freut sich am Stäubchen im freien Raum,
das mit nichts als mit Glück beladen
für ihn schlägt im Wind einen Purzelbaum,
und er ruft: "Seid gegrüßt, Euer Gnaden".

Entspannung

©Axel Rheineck


Mensch streck' deine Beine aus,
du bist heut mit dir zu Haus.

Lockere die Gürtelschnallen,
lasse dich ins Nichtstun fallen.

Skrupel, Zwiespalt, Grübelei,
Zweifel, Sorgen, Stümperei, -
mache  jeden trüben Sinn
mit dem Geist der Leere hin.

Schnuppre arglos in die Lüfte,
Wohlsein, Frische, Blütendüfte
fluten warm durch Herz und Glieder, -

und du spürst dich selber wieder.

Es war einmal

©Axel Rheineck


Es war einmal ein Mundgeruch,
der war es leid zu leiden;
denn kaum dass jemand auf ihn traf,
schon würde man ihn meiden.

Es ist nun mal im Leben so;
der Blähung geht es ebenso.
So kam es denn zu jenem Akt,
sie schossen beide einen Pakt:

Kaum hat der Mensch etwas genossen,
wird vorn gehaucht und hint' geschossen.

Sommerliches Herbstlied

©Axel Rheineck


Mit einem leisen Lächeln schauert
der Sommer seinem Aus entgegen.
Manch sonnverwöhntes Herz bedauert:
Es gibt kein Halt auf Jahres Schicksalswegen.

Von heitrem Dur nach dunklem Moll
wechselt das Lied vom Jahreslauf,
die Zeit pflückt ihre Körbe voll,
und alles Wachsen gibt sich langsam auf.

Bald schließt der Herbst das Leben ein,
hält dessen ew'gen Docht am Glimmen.
Man gibt sich selbst ein Stelldichein,
lauscht seelenvoll auf inn're Stimmen.

Wer Glück hat, findet in dem Staub des Seins
nur herrlich bunten Blätterwald,
wird mit der Gunst des Lebens alt
und mit sich selber eins.

Mittwoch, 16. September 2015

Lästiger Poet im Blumengeschäft



©Axel Rheineck


Glückselig! – Wer solch Riesen sah,
der hat wonniglich gesponnen.
Also, zwei von diesen da,
ja, ganz recht, die Blumensonnen.

Meinen Sie die Sonnenblumen?
Nein, ich meinte Blumensonnen, -
wie die Sonne ein Volumen
voller Helligkeit und Wonnen!

Ist ja gut! – Hier, Stücker zwei!
Sind im Sonderangebot.
Oh, die Billigtreiberei!
Ist die nicht der Blüte Tod?

Ich bestimm‘ hier nicht die Preise.
Nehmen Sie die zwei denn jetzt?
Ja, in ihrem Sonnenkreise
wird die seelenvolle Reise
auf dem Poesiegeleise
alsobald in Gang gesetzt.

Erforderliche Norm



©Axel Rheineck

Zum Kraftaufbau und Kräftewahrung
benötigt unser Bauch die Nahrung.
Und auch des Menschen Flüssigkeiten
verlangen stetes Aufbereiten.

Doch weil so mancher längst vergaß,
dass nicht Genuss allein das Maß,
lässt dieses unsre Obrigkeiten
zu strengem Regelwerk verleiten.

Weil ja der Mensch nicht richtig denkt,
braucht er die Herrschaft, die ihn lenkt,
so feilt sie gar an der Vokabel,
damit wir wissen, was passabel.

Und wenn der Brauermeister frömmlich
sein Bier bezeichnet als bekömmlich,
dann gilt das bei dem Saft aus Gerste
nur für ein Glas – und zwar das erste.

Denn werden es zehn weitre sein,
gibt’s morgen früh nur Haferschleim,
und du sagst dann zu dir beklommen,
das letzte ist mir nicht bekommen.

Von Schlagzahlen hab ich am Tresen
bei der Reklame nichts gelesen.
Die Norm erzwingt ein neues Maß:
„Bekömmlich nur das erste Glas“

Humor - ein Beispiel



©Axel Rheineck

Die Hitze macht den Körper lahm,
ich möchte gerne liegen.
Dem Arbeitsdrang bin ich nicht gram,
er lässt sich leicht besiegen.

So mach ich mich ein wenig lang,
brauch mich nicht zu verrenken,
denn Eifer, Fleiß und Tatendrang
die lassen sich auch denken.

Zum Denken hab ich eher Lust,
ich denk an Missgunst, Neid,
an kranke Hirne, Hass und Frust …
und dann an Menschlichkeit.

Letztendlich ist es der Humor,
der ist der Trost des Lebens;
verschließt man dieses Himmelstor,
ist selbst ein Scherz vergebens.

Bei dererlei Gedankengut
greif‘ ich zur Kaffeetasse,
dass mich die köstlich braune Flut
noch tiefer denken lasse.

Und… klirr! – so eine Sauerei!
Der Kaffee auf der Hose!  --
Bezwinge dich, jetzt kein Geschrei!
Und keinerlei Psychose!

Du preist doch eben noch Humor. -
Ist Missgeschick nicht lohnend? –
Jetzt ist der Kaffee – kommt mir vor -
besonders magenschonend.

Espressotiade

©Axel Rheineck


Espresso heißt das Zauberwort
gegen müdes Hirn und Knochen.
Also sollte ich sofort
einen solchen schleunigst kochen.

Hab‘ ich denn die dunkle Bohne,
94 Bar an Druck,
ist das Wasser zweifelsohne
rein bei einem Probeschluck?

Sind Arabica, Robusta
im Verhältnis gut gemischt?
Ist, wie es mir ja bewusst war,
gut der Durchlauf, dass es zischt?

Stimmt der Mahlgrad, stimmt die Menge,
ist die Tasse vorgewärmt?
Stimmt die Laufzeit in der Länge,
ist die Crema wie umschwärmt? 

Dass mein Automat das kann,
zweifeln manche Kenner an.
Doch ich sprech‘der Perfektion
mittels Grappa Spott und Hohn,
und dann lass ich mit Applaus
einen Traum-Espresso raus.